Da auch wir, die Filmpferde.com, durch den Corona- bedingten Drehstop mehr Zeit haben als gewöhnlich, nutzen wir dies für eine Interview- Reihe per Telefon. Unser erster Interview- Partner ist Pferdetrainerin Jana Jelenová. Ich habe Jana also die Tage angerufen und mit ihr ein interessantes Gespräch geführt, bei dem wir beide in alten Erinnerungen geschwelgt und viel gelacht haben. So ist das erste Interview einer hoffentlich schönen Reihe, mit der ich Euch noch weitere Menschen aus unserem Kreise vorstellen möchte, entstanden. Ich hoffe, es gefällt Euch.
Stunt- Pferd Bobby beim Sprung über den Feuerring bei “Ostwind- Ari’s Ankunft” (Foto: Marc Reimann / SamFilm GmbH)
Vorab ein paar Worte zu Jana. Sie begleitet uns jetzt schon mit ihrem Team so viele Jahre, dass dabei eine tiefe Freundschaft gewachsen ist. Jana lebt mit ihrem Lebensgefährten Pavel Vesely in Tschechien. Auch wenn Jana stets betont, sie habe eigentlich überhaupt keine Ahnung, kenne ich persönlich keine Pferdetrainerin, die so effizient und gleichzeitig so liebevoll mit ihren Pferden am Set arbeitet. Sie ist eben sehr bescheiden und trotzdem eine absolute Power- Frau. Sie hat nicht nur eine extrem gute Kenntnis von Pferden, sondern durchschaut auch Menschen sehr schnell. Man braucht viele Jahre, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Dann hat man allerdings die beste Freundin an der Seite, die man sich nur wünschen kann. (Anmerkung der Autorin: Ich habe von Jana über die Jahre hinweg nicht nur über Pferde sehr viel lernen dürfen und bin dafür sehr dankbar.)
An dieser Stelle auch ein paar Worte zu ihrem Lebenspartner Pavel Vesely, der nicht nur für Jana selbst, sondern auch für uns ein wichtiger Freund geworden ist. Pavel ist ein Fels in der Brandung. Auch wenn es um ihn herum hektisch und stressig wird hat er einfach immer die Ruhe weg. Jana schimpft manchmal mit ihm, weil er beim Herumalbern mit den Pferden hin und wieder ein wenig übertreibt. Aber insgeheim liebt sie ihn dafür. Er bringt nicht nur uns zum Lachen, sondern hat so kreative Wege gefunden, die Pferde an ihre Aufgaben zu gewöhnen. Er hat eben seine ganz eigene Art Pferde zu trainieren. Jeder normale Mensch ruft oder pfeift, wenn es von der Weide zu ihm kommen soll…Pavel schießt in die Luft und alle Pferde kommen neugierig angaloppiert. So sind alle seine Pferde auch gleich schussfest. Wenn er mal wenig Zeit hat, verbindet er einfach seine Arbeiten mit dem Training der Pferde…sie laufen einfach neben dem Traktor, Auto oder Fahrrad her.
Steckbrief Jana Jelenová
Alter: 43
Pferde: Bobby, Danny, Vanessa, Vilda, Cookie, Billy, Othelo, Francoise, Kety,
Zero, Allegro, Indigo, Cartouche, Riga, Pony Chicco und viele mehr (insgesamt 21 Pferde mit Pavel zusammen)
Filmprojekte mit Filmpferde.com: Ostwind, Bibi & Tina, Arman’s Geheimnis, Wendy, Gestüt Hochstetten, Reiterhof Wildenstein,
Ludwig II., Rock My Heart, Timm Thaler und viele mehr…
Lieblingsessen: so gut wie alles, allerdings am liebsten nachts
Hobbies neben den Pferden: Kräuter und Steine sammeln, die Natur genießen
Lieblingsmoment am Set: wenn ich nach guter Arbeit in Ruhe meinen Kaffee und eine Zigarette genießen kann, aber eigentlich alle Momente, da ich meine Arbeit liebe
eigene Stärken: eine besondere Verbindung zur Natur und den Tieren
eigene Macken: ich esse am liebsten nachts (Anmerkung der Autorin: manchmal wacht Jana morgens mit Schokolade in den Haaren auf) und ich hasse Städte, (Anmerkung der Autorin: Jana sitzt bei Besprechungen am liebsten in der Hocke…sie kann dies extrem ausdauernd, während ich irgendwann einfach umkippe)
Laster: viel Kaffee und Zigaretten (Anmerkung der Autorin: Jana selbst würde dies allerdings nie als Laster bezeichnen, aber wehe dem, der ihren heiligen Kaffee umstößt…die Person ist dem Tode geweiht)
Steckbrief Pavel Vesely
Alter: 49
Pferde: siehe Jana
Filmprojekte mit Filmpferde.com: siehe Jana
Lieblingsessen: Spinat, Knoblauch und Lindt- Schokolade Nuss
Hobbies neben den Pferden: Kräuter und Steine sammeln, albern sein, schlafen
Lieblingsmoment am Set: Mittagspause
eigene Stärken: Ruhe und viel Humor
eigene Macken: ich verliere mich manchmal in Dingen, die ich gerade tue und vergesse dabei andere Aufgaben
Laster: Essen
Interview:
FPC: Du kommst aus einer Pferde- Familie. Deine Mutter, Dein Vater und Deine Schwester leben und arbeiten auch mit Pferden. Erzähle uns doch bitte von Ihnen.
Jana: Damals war es in Tschechien eigentlich nicht erlaubt, Pferde zu besitzen. Aber meine Mama ist eine verrückte Frau und hat sich darüber hinweggesetzt. Wir hatten immer eigene Pferde. Sie ist selbst Dressur und Springen geritten und sitzt heute mit 70 Jahren immer noch auf dem Pferd. Sie hat mir alles beigebracht. Mein Vater ist lange auch Dressur und Springen geritten und hat sich nach der Trennung von meiner Mutter aber dann dem Rennsport gewidmet. Er hat Rennpferde trainiert und besitzt einen eigenen Rennstall. Meine Schwester reitet die Pferde von meinem Vater und trainiert aber auch noch Traber in einem anderen Stall.
Jana in ihrer Kindheit
FPC: Wie war Deine Kindheit mit Pferden? Warst Du schon immer so verrückt? Wann hast Du angefangen Pferde für Shows und Filme auszubilden?
Jana: Quasi direkt nach der Geburt. Scherz beiseite…ich habe früh angefangen, da meine Mutter immer bei den Pferden war. Ich bin morgens um 4.00 Uhr aufgestanden, um vor der Schule die Pferde zu füttern und zu reiten. Dann bin ich mit dem Fahrrad bei Wind und Wetter zur Schule geradelt. Auch am Nachmittag war ich eigentlich immer bei den Pferden, weil ich kaum Freunde hatte. Ich hatte eine ziemlich häßliche Brille und wurde von den anderen Kindern deswegen gehänselt und auch verprügelt. Ich habe früh angefangen auf meinem Pony Tricks auszuprobieren, die ich im Fernsehen bei Filmen wie “Winnetou” und anderen Western gesehen hatte. Dies ist allerdings auch oft schief gegangen. Ich habe mich zum Beispiel im vollen Galopp am Pferd runter hängen lassen, was mit englischem Sattel nicht so leicht war. Und ich hatte auch nicht bedacht, dass man das Pferd erst an die plötzliche seitliche Belastung gewöhnen muss. Das Pferd ist dann geschwankt und ich klebte am nächsten Baum. Ich habe mich auch einfach vom Pferd gestürzt um die anderen Kinder zu beeindrucken. Und ich bin auch schon sehr früh ohne Sattel und Trense gesprungen (lange vor Ostwind). Im Alter von 18 Jahren wurde ich dann für meine erste Show angefragt. Meinen ersten Film habe ich 2003 gedreht. Und mein erster Film für die Filmpferde.com in Deutschland war im Jahr 2008.
Jana auf ihrer Warmblutstute Šara
FPC: Du hast sehr viele Pferde. Soweit ich weiß, hast Du zu Bobby aber eine ganz besondere Beziehung. Man merkt sofort an Bobby, wenn Du nicht so gut drauf bist. Bobby versteht fast alles, was Du von ihm möchtest. Er ist eines der besten Filmpferde. Dies war jedoch nicht immer so…erzähle doch bitte etwas von Bobby.
Jana: Ich habe Bobby in einem anderen Stall kennen gelernt. Er war noch ein Hengst und hatte Probleme mit anderen Pferden und besonders mit Menschen. Er war ziemlich aggressiv. Warum konnte mir niemand sagen. Ich habe dann später erfahren, dass er gequält und mißhandelt wurde. Da er so für den Besitzer wertlos war, habe ich ihn dann gekauft. Er hatte kein Vertrauen mehr in Menschen. Ich habe dann mit viel Geduld sein Vertrauen zurück gewonnen. Dadurch ist diese extrem enge Bindung entstanden. Er ist für mich etwas ganz Besonderes. Obwohl er ein sehr zuverlässiges Filmpferd geworden ist und viele Schauspieler sicher durch jeden Film trägt, merkt man immer noch, wenn er jemanden nicht mag. Er mag besonders arrogante Menschen nicht, die meinen, sie wären Top- Reiter.
Dreharbeiten Ostwind- Teil 1: In den ersten zwei Bildern seht ihr Jana mit Bobby in der Vorbereitung kurz vor dem Sprung über das Auto. Auf dem dritten Foto seht ihr Stuntreiter Jimmy auf Bobby während des Takes zu dieser Szene.
FPC: Du hast schon so viele Filme mit uns bestritten. Unter anderem warst Du auch schon beim ersten Teil von “Ostwind” mit dabei. Wie kam es dazu?
Jana: Ich erinnere mich genau: Du hast mich damals angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen kann, mit Bobby (ohne Sattel und Trense) über ein Auto zu springen. Nach einem kurzen Schreck- Moment habe ich dann zugesagt. Ich war mir ziemlich sicher, dass Bobby dies schaffen kann, da wir schon über andere Hindernisse ohne Sattel und Trense gesprungen sind. Und Bobby springt für seine kleine Größe (Paint Horse mit 1,50 m Stockmaß) doch relativ hoch. Ich habe ihn dann langsam zu Hause vorbereitet. Als wir auf Gut Waitzrodt ankamen, haben wir noch ein paar Tage mit dem Stuntreiter Jimmy Kitson trainiert, der die Schauspielerin für diese Szene gedoubelt hat. Ich kannte Jimmy damals nicht und er war auch kein Springreiter. Ich war also etwas unsicher, ob das mit Bobby gut geht. (Als Jimmy damals Bobby gesehen hat, bekam er auch einen riesigen Schreck, da er ein großes Springpferd erwartet hatte.) Wir haben dann zusammen trainiert und die Zwei haben sich super zusammen eingespielt. Der Drehtag war sehr hart, da wir lange warten mussten und Bobby schon sehr müde war. Aber am Ende ist alles sehr gut gelaufen und Bobby hat Jimmy sicher über das Auto getragen. Wir waren alle sehr erleichtert.
Jana und Pavel beim vierten Teil von Ostwind auf Kaan’s Wiese (Fotos: Marc Reimann / SamFilm GmbH)
FPC: Beim vierten Teil seid ihr mit Bobby und Danny dabei gewesen. Danny war eigentlich mehr als Ersatz- Pferd geplant, aber hat am Ende sehr viele Szenen gedreht. Wie kam es dazu?
Jana: Da Danny noch sehr jung und unerfahren war, habe ich ihm noch nicht so viel zugetraut. James und Bobby sind einfach auch viel erfahrener im Umgang mit Schauspielern. Während der Dreharbeiten haben wir beide dann fest gestellt, dass Luna sehr gut mit Danny zurecht kommt. Sie sind beide sehr verspielt und energiegeladen. So konnten wir die zwei erfahreneren und nicht mehr ganz so jungen Film- Pferde James und Bobby öfters entlasten. Danny mochte Luna von Anfang an richtig gerne und Luna hat dies gespürt und sofort Vertrauen zu Danny gefasst. Es gibt auch eine wunderschöne Szene im vierten Teil mit den beiden, wo man dies deutlich spürt. Die Zwei tollen zusammen wie die kleinen Kinder über Kaan’s Wiese. Das war so schön anzuschauen. Das ganze Team hatte Spaß. Danny war richtig traurig, als er wieder zu Hause war und niemand ihm mehr applaudiert und über ihn gelacht hat. Er liebt die Aufmerksamkeit, die er dort am Set bekommen hat. Einen großen Anteil an Danny’s Ausbildung hatte Pavel. Er hat Danny auf spielerischen Wege viel beigebracht. Pavel und Danny machen eigentlich ständig Blödsinn zusammen. Ein weiterer Lehrer für Danny war sein Onkel Bobby. Er hat ihm zum Beispiel die Furcht vor dem Feuer genommen. Er hat sich neben ihn gestellt und seine Schnauze nah ans Feuer gehalten. Dies hat Danny so viel Vertrauen gegeben, dass es für ihn dann ein lustiges Spiel war. Den spektakulären Sprung über den brennenden Feuerring hat allerdings noch Bobby übernommen. Da braucht Danny noch ein wenig mehr Erfahrung.
Luna Paiano in der Rolle der ” Ari” mit Ostwind (Fotos: Marc Reimann / SamFilm GmbH)
FPC: Da Kenzie berufliche Verpflichtungen bei der Show Cavalluna hatte und nicht so oft da sein konnte, hast Du auch James viel betreut. Wie war es für Dich mit James, den Du vorher nicht kanntest, zu arbeiten? An dieser Stelle auch noch mal vielen Dank liebe Kenzie für Dein Vertrauen in uns.
Jana: Es war eine wunderschöne Erfahrung. James ist solch eine tolle Persönlichkeit. Er hört genau zu und weiß, was er zu tun hat. Es hat großen Spaß gemacht. Er ist eben wie Bobby ein alter Filmhase….eine echte “Rampensau”. Ich habe die Arbeit mit James sehr genossen.
Dreharbeiten “Ostwind- Der große Orkan”: Pavel mit Kety alias Orkan am Set in München von “Ostwind – Der große Orkan” und Jana auf Danny für eine besonders knifflige Szene auf dem Dörnberg in Hessen. (Foto 1: Marc Reimann und Foto 2: Bernd Spauke / SamFilm GmbH). Auf dem dritten Foto ist Jana zusammen mit Vanessa und Trickreitdouble Marion Levavasseur auf Danny zu sehen.
Wenn Pavel in den Drehpausen Langeweile hat, lässt er sich einfach ständig Blödsinn einfallen. Am liebsten natürlich mit Danny. Das pinke Einhorn ist Danny’s Lieblingsspielzeug.
FPC: Beim fünften Teil von “Ostwind – Der große Orkan” waren Danny, Bobby und Kety dabei. Wie war die Erfahrung beim finalen Ostwind?
Jana: Der letzte Teil war sehr anstrengend, da es viele schwierige Szenen zu bewältigen gab. Trotzdem hat es riesigen Spaß gemacht und das Team war richtig klasse. Eine wunderschöne, aber auch traurige Erfahrung, da es leider der letzte Teil war. Besonders spannend war auch die Thematik Show. Ich habe mit Bobby früher bei Shows viel Trickreiten gemacht. Trickreiten kommt eigentlich nie in Filmen vor, von daher habe ich mich sehr darüber gefreut. (Anmerkung der Autorin: Jeder Ostwind- Teil hat ein besonderes Thema bzw. auch einen besonderen Schwerpunkt. Beim ersten Teil meistert Ostwind ein Springturnier. Beim zweiten Teil gewinnt Ostwind mit Mika einen Dressur- Wettbewerb. Im dritten Teil reisen Ostwind und Mika nach Spanien und beim vierten Teil lag der Schwerpunkt beim berittenen Bogenschießen. Beim fünften Teil ist dies nun das Trickreiten. Der finale Teil von Ostwind ist noch mal voller Action. Die Autorin und Regisseurin Lea Schmidbauer und die Produzenten haben sich noch mal richtig viel einfallen lassen und das gesamte Team hat noch mal alles gegeben um den Fans ein tolles Finale zu bieten.)
Am Set von “Ostwind”: Kaja auf Danny (Jana unten am Boden mit Lene Husch, die Trainerin der anderen drei Pferde Sarouc, Caba und Luminoso) bei den ersten Proben zur “Sturm- Szene” auf Gut Waitzrodt in Immenhausen.
FPC: Eine schwierige Szene war zum Beispiel der große Sturm. Wie war das genau?
Jana: Ostwind (beritten) muss in dieser Szene mit drei ihm fremden Pferden (frei daneben) eine relativ lange Strecke galoppieren. Dazu kamen als Erschwernis noch die großen Windmaschienen und die Drohne, die den Pferden am Hinterteil “klebte”. Dabei hatte sich Danny als bester Kandidat für diese Szene herausgestellt, da er mit anderen Pferden sehr freundlich ist und sich auch am besten frei reiten und vor allem bremsen lässt. Stuntreiterin Kaja Wild musste Danny frei reiten, da sie die anderen drei Pferde neben sich dirigieren musste. Wir haben mit den Pferden vorher zwei Tage geprobt, allerdings hatten wir keine Zeit an der Location zu trainieren, aber am Ende haben alle das richtig toll gemacht.
Kety im Jahr 2017 mit Jana am Set vom zweiten Teil “Wendy- Freundschaft für immer” (neben ihr Anja Mertens auf Francoise, der auch Jana gehört) und auf dem zweiten Foto Kety beim Springen.
FPC: Welche Aufgabe hatte Kety beim fünften Teil von Ostwind? Kety ist nun schon 26 Jahre alt. Obwohl sie, mal abgesehen von ein paar grauen Haaren, noch richtig fit für ihr Alter aussieht.
Jana: Kety war eigentlich schon in Rente. Sie hatte 2017 für den zweiten Teil von Wendy ihren letzten Film gedreht. Du hast für die Rolle des Orkan, der einen gealterten Show- Star spielen sollte, ein geeignetes Pferd gesucht. Dies war ein perfekter Abschluss für Kety’s lange Film- Laufbahn. So kam sie zur Rolle des großen Orkan. Kety ist kein Show- Star, aber dafür ein alter “Film- Star”. Sie musste dabei auch nichts Anstrengendes bewältigen. In den Action- Sequenzen haben wir sie dann mit Rücksicht auf ihr Alter gedoubelt. Bei diesen Szenen haben dann die Pferde Kamikaze (von Trainerin Sylvia Delorge) und Valdai (von Trainer Jimmy Kitson) übernommen. Die alte Dame hatte so bei den Dreharbeiten noch richtig Spaß und ist freudig buckelnd über die Wiese galoppiert.
FPC: Ich erinnere mich noch genau an eine sehr lustige Szene mit Kety. Sie wollte partout den Apfel, den Matteo (Rolle Carlo) ihr unter die Nase gehalten hat, nicht fressen. Sie musste dann sogar vom gefrässigen Kollegen Aaron gedoubelt werden.
Jana (lachend): Stimmt. Ich belohne meine Pferde nie mit Leckerlies aus der Hand. Ich lege das Leckerlie entweder auf meinen Fuß oder den Boden oder lobe sie mit Streicheln und Worten. Ich möchte nicht, dass sie aus der Hand fressen, weil es sonst bei “Kuschel- Szenen” mit dem Schauspieler schwierig wird. Die Pferde betteln dann oft und nerven den Schauspieler. Und Kety nimmt dies eben sehr Ernst. Sie ist allerdings sowieso nicht so gefräßig wie manche ihrer Kollegen.
Kety in typischer Entspannungs- Position mit Schauspielerin Henriette Morawe am Set von “Wendy- Freundschaft für immer”.
FPC: Kety hat noch eine besondere Macke. Was ist das genau?
Jana: Wenn ihr langweilig ist, schläft sie ein. Kety ist ein alter Filmhase und wenn sie am Set lange warten muss oder in der Szene einfach nur rumsteht, dann schläft sie eigentlich immer ein. Ihr Kopf wird sackt dann immer tiefer nach unten und wenn wir nicht aufpassen, knickt sie mit den Beinen ein und fällt um. Wir müssen sie also ab und an wecken.
Am Set von “Gestüt Hochstetten”: Auf dem ersten Foto ist Jana mit Bobby und Danny und Kollege Emil Siska zu sehen. Auf dem zweiten Foto ist Jana im Hintergrund mit dem liegenden Pferd Sančos und einem Schauspieler zu sehen. In dieser Szene spielt Sančos den verletzten “Dezember”.
FPC: Welche Filme für die Filmpferde.com haben Dir am meisten Spaß gemacht und warum?
Jana: Eigentlich fast alle. Aber besonders Spaß gemacht hat mir natürlich “Ostwind”, weil es einfach eine tolle Geschichte ist und viele herausfordernde Aufgaben mit den Pferden gab und auch wegen dem tollen Team. Dann hat mir auch “Arman’s Geheimnis” sehr gut gefallen, weil ich Fantasy- Geschichten sehr mag und auch dort besonders in der zweiten Staffel ein tolles Team war. Aber auch “Reiterhof Wildenstein” mit der lieben Klara Deutschmann und “Gestüt Hochstetten” waren toll. Bei “Gestüt Hochstetten” hatte Bobby endlich mal eine Hauptrolle. Das hat mich sehr gefreut. Eine sehr schöne Erfahrung waren auch die Dreharbeiten zu “Ludwig II.” , weil ich historische Filme sehr mag.
Am Set von “Arman’s Geheimnis”: Im ersten Bild sehen wir Jana mit Vanessa und Schauspieler Michael von Au auf Pferd Jessi. Im zweiten Bild ist Jana mit der Stute Vanessa zu sehen und im dritten Bild mit Schauspieler Kaan Sahan auf dem Pferd Cookie.
Am Set von “Reiterhof Wildenstein”: Jana führt Bobby mit der großartigen Kamerafrau Leah Striker um Schauspielerin Klara Deutschmann auf der Stute Vanessa gut einzufangen. Im letzten Bild in ihrer Lieblingsposition gehockt im Gespräch mit Klara und Gerd Grzesczak von Filmpferde.com
FPC: Wir werden oft gefragt, wie so ein Drehtag aussieht. Beschreibe doch bitte für unsere Leser einen durchschnittlichen Drehtag.
Jana: Pavel und ich stehen morgens so um 5.00 oder 6.00 Uhr auf (je nach Drehbeginn) und ich trinke in Ruhe meinen ersten Kaffee und rauche meine erste Zigarette. Dabei gehe ich im Kopf noch mal den Drehtag durch. Dann füttern wir die Pferde und je nach Aufgabe bewegen wir sie noch vor Drehbeginn. Nun verladen wir die Pferde und fahren zum Set. Nur sehr selten sind die Pferde direkt am Set untergebracht. An der Basis angekommen trinke ich meinen zweiten Kaffee und Pavel frühstückt inzwischen. Dann heißt es oft ganz lange warten, warten und noch mal warten…wenn wir dann endlich dran sind, muss es meistens sehr schnell gehen. Wichtig dabei ist, mit den Pferden ruhig zu bleiben und trotzdem zügig zu arbeiten. Wir proben dann die anstehende Szene noch mal kurz und drehend dann sofort die Szene, damit das Pferd die Aufgabe nicht vergisst oder den Fokus verliert. Zwischendurch gibt es auch eine Mittagspause für die Pferde und das Team. (Anmerkung der Autorin: Jana selbst ist mittags nie, aber dafür nachts). Nach der Pause läuft dann alles wieder so weiter. Die Pferde bekommen natürlich nach Bedarf mehrere Pausen.
Auf dem ersten Bild seht ihr Jana und Pavel bei einer Probe zu den Dreharbeiten von Reiterhof Wildenstein mit Bobby und Schauspieler Benjamin Kramme. Auf dem zweiten Bild proben Jana mit Stuntreiterin Kaja Wild für “Charly’s Angels” in Potsdam und auf dem letzten Bild reitet Jana als Double für die Dreharbeiten zu “Ludwig II.”.
FPC: Was ist wichtig bei der Basis- Ausbildung eines Filmpferdes? Was sollte man beachten?
Jana: Das ist schwer zu sagen. Eigentlich unterscheidet sich die Basis- Arbeit eines Filmpferdes von der generellen Ausbildung eines “normalen” Pferdes erst mal nicht. Das Pferd sollte den Menschen verstehen können. Hört sich seltsam an, aber ist oft nicht der Fall. Das Pferd braucht klare Anweisungen und Ausbildungsschritte, die dem Lerntempo des Pferdes angepasst sein sollten. Es sind oft die kleinen Dinge am Set, die immer wieder vorkommen und sehr wichtig sind. Am Set muss ein Pferd oft in einer Szene alleine stehen bleiben ohne festgehalten zu werden. Oft auch in großer Distanz vom Trainer und auch wenn andere Pferde von ihm weg reiten. Dies bedarf eines konsequenten immer wieder kehrendem Training. Dies erfordert viel Disziplin beim Trainer. Auch das zügige Verladen der Pferde ist ein absolutes Muss bei Dreharbeiten, da wir an einem Drehtag öfters auch die Location wechseln. Oder aber der Schauspieler, der oft keinerlei Erfahrung mit Pferden hat, lädt die Pferde in mehreren Takes die Pferde dauernd auf und ab. Dies ist nicht mit allen Pferden so leicht. Grundsätzlich sollten die Pferde auch extrem starke Nerven haben, da so ein Drehtag schon anstrengend ist und um das Pferd herum eine Menge passiert. Wenn die Basis gut funktioniert, kann man dem Pferd dann immer mehr Tricks beibringen oder es mit schwierige Situationen, wie zum Beispiel den Umgang mit dem Feuer oder Explosionen, vertraut machen. das Pferd sollte jedoch immer auch Spaß am Lernen haben. Und nicht jedes Pferd ist für jede Aufgabe geeignet.
Jana mit Bobby in “Action”
FPC: Was kannst Du jungen Reitern und Pferdetrainern, die auch gerne bei Dreharbeiten mitwirken möchten, mit auf den Weg geben? Welche Eigenschaften sollten sie besitzen?
Jana: Geduld, Fleiß, Respekt, Teamfähigkeit, Spaß, kein großes Ego besitzen und nicht zimperlich sein.
FPC: Vielen Dank für das Interview und für all die tollen Jahre, die Du uns mit Deiner Erfahrung und Deiner Freundschaft auch in harten Zeiten bedingungslos zur Seite gestanden hast! Und vielen dank auch an Pavel für seine unendliche Geduld und seinen tollen Humor.
Interview by: Vanessa Wieduwilt / Filmpferde.com
Jana und Vanessa bei den Dreharbeiten zu “Ludwig II.” in Österreich.